HELFER AUF MEINEM MUSIKALISCHEN WEG

SÄNGER*INNEN | DIRIGENT*INNEN

ALASTAIR THOMPSON

Der Impulsgeber

Wie froh bin ich, dass meine Mutter mit mir gesungen hat! Auch während meines Studiums und der Tätigkeit als Kirchenmusiker haben viele andere Menschen mich ermuntert, meine Stimme ausbilden zu lassen – ich habe 30 Jahre lang nicht auf sie gehört. Und dann traf ich Alastair Thompson, ein Gründungsmitglied der Kings Singers: Er machte den Mund auf, sang den Evening Hymn von Purcell und ich wollte nur noch singen lernen, wie er es tat. „Mein Körper geht zu seinem Bett – aber wo soll meine Seele Ruhe finden? Bei dir, Gott!“ übersetzte er und leitete damit eine grundlegende Entscheidung in meinem Leben ein. Es folgte ein Jahr intensiven Unterrichts, das mich auf den Weg zum Sänger brachte. Ohne Alastair wäre alles andere auf diesem Weg nie passiert – danke!

EMMA KIRKBY

Die Sinnstifterin

Nein, ich habe keine einzige Gesangsstunde bei ihr gehabt! Allerdings hatte mich bereits eine CD mit Händels „Messiah“ süchtig nach ihrer klaren, leichten Stimme gemacht. Und dann das: 1992 durfte ich einen ihrer legendären Meisterkurse als Fotograf begleiten und zum Abschluss ihr Konzert mit Dowland-Liedern erleben – eineinhalb Stunden Gänsehaut! Was ich in diesen 90 Minuten gelernt habe? Singen heißt sich öffnen, Liebe schenken! Dieses Erlebnis hat mich ermuntert, meinen Weg als Sänger weiterzugehen. Genau 22 Jahre später konnte ich mich höchstpersönlich bei Emma für dieses Geschenk bedanken: bei einer Johannespassion im österreichischen Stift Schlägl standen wir endlich zusammen auf einer Bühne und sangen den Menschen direkt ins Herz…

MECHTHILD GEORG

Die Selbstbewusstseinsfee

Es ist nicht zu verleugnen: meine katholische Sozialisation hat mich nicht gerade zu einem selbstbewussten Auftreten erzogen. Beim Singen hat mir das anfangs nicht wirklich geholfen. „Das klingt ja sehr nett – aber man hört nix!“ war ein häufiger Kommentar bei den Konzerten der ersten Sängerjahre… Noch war überhaupt nicht klar, dass Singen für mich zum Beruf werden könnte. Dann kam – in meinen „Kölner Jahren“ – der Unterricht bei Mechthild Georg: ich lernte endlich, gut dazustehen, meinen Körper mehr zu benutzen, auch mal „nicht so lieb“ zu sein in meinen Tönen. Und siehe da: plötzlich machte sogar das leidenschaftlich böse Stephanus-Rezitativ im Mendelsohnschen „Paulus“ Laune. Und mir wurde klar: ich will, ich kann nun professioneller Sänger sein!

PHILIPPE HERREWEGHE

Der charismatische Textarbeiter

Leider war ich in meinem Leben bisher nur zweimal in Paris: Einmal zum Umsteigen von einem Bahnhof zum anderen und ein anderes Mal zum Vorsingen. In einer Turnhalle wartete Philippe Herreweghe auf mich, direkt vor mir ein schon gut etablierter Tenor-Kollege aus Berlin. Ich hörte diesen durch die geschlossene Tür und dachte: Na, ich fahr dann mal wieder… Um so größer meine Freude und mein Erstaunen, dass der große Meister meine „Erwäge“-Arie aus der Johannespassion „selten so entspannt gehört hatte“ und mich für einige solistische Aufgaben bei Konzerten seines wunderbaren „collegium vocale“ einlud. Zu seinen Proben pilgern die Fans: die Arbeit am Text und seinem Verständnis ist – wir für mich – eines seiner Hauptanliegen.

CHRISTOPH PRÉGARDIEN

Das Vorbild

Ob als Evangelist, Liedinterpret oder Ariensänger: Christoph Prégardien war immer das unerreichte Idol meiner Sängerseele. Schon 1993 lernten wir uns persönlich kennen: Händels „Israel in Egypt“ wollte gesungen sein, in Barcelona und Amsterdam, Pregardien als strahlender Solist, ich als beginnender Sänger im Stuttgarter Kammerchor. Natürlich musste ich irgendwann einen Meisterkurs bei Christoph besuchen – 1996 war es soweit. Viel freundliche Ermunterung gab es da – dass ich aber 2000 mit ihm zusammen Bachs Markuspassion unter Ton Koopman singen würde, hätte ich mir nicht träumen lassen. Und dann auch noch am Ort unserer ersten Begegnung: im einmalig schönen „Palau de la Música Catalana“ in Barcelona.

TON KOOPMAN

Der polyglotte Genießer

„Einen doppelten Espresso bitte!“ Die Vorliebe für richtig guten Kaffee hat seit der Begegnung mit Ton Koopman auch mich gepackt. Was habe ich noch von ihm gelernt? Dass man nur mit sehr klaren Vorstellungen sein Ziel erreichen kann. Dass Musizieren eine Leidenschaft ist, die über wirtschaftlichen Interessen von Produzenten oder CD-Labeln steht. Und dass es möglich ist, in einer Probe mit Musikern aus unterschiedlichsten Nationalitäten jeden relativ perfekt in seiner eigenen Sprache anzureden. Ihm verdanke ich auch das teuerste Frühstück meines Lebens: im „Parker Meridian“, einem Fünf-Sterne-Hotel in New York, teilte ich außer dem doppelten Espresso noch Rührei, Toast und andere Köstlichkeiten mit Ton.